„Jedes Kunstwerk ist ein Augenblick“

sagt Theodor W. Adorno in seiner unvollendet gebliebenen Ästhetischen Theorie und setzt den Satz fort:

„Jedes Kunstwerk ist ein Augenblick; jedes gelungene ein Einstand, momentanes Innehalten des Prozesses, als der es dem beharrlichen Auge sich offenbart.“ ÄT 17

Dem Produkt/Werk ist seine Prozesshaftigkeit immanent, eingeschrieben. Das performative Kunstwerk hebt diesen Augenblick in einer Doppelung auf, wie es in seinem transitorischen Nicht-Sein unter dem dem flüchtigen Blick des beharrlichen Auges ein „vielleicht“ wird.

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Hurtig

Jetzt nicht über dem Buch einschlafen,
Jetzt in die Schuhe springen
Jetzt durch den April laufen
Ohne vom Regen getroffen zu werden
Hurtig

 

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Jacqueline du Pré

Jacqueline du Pré wiedergefunden.
Beim Aufräumen findet sich eine CD mit der Cellistin und weckt die Erinnerung an den Film Hilary & Jackie mit Emily Watson.
Anlass sich nochmal die Aufnahme des Cellokonzerts von Elgar in der Aufnahme mit ihr und Barbirolli aus dem Jahr 1965 anzuhören.
Wie gebannt höre ich dem Cello und folge seinen Klängen, die ein schwebendes Licht vor der heranbrechenden Dunkelheit eines Aprilabends sind.

 

 

 

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Daniel Siegfried Pitschmann / Brigitte Reimann

Der trockene, schreibgehemmte, weiche, der in die Produktion ging, der Uhrmacher, dessen Hände vom Beton verätzt wurden

Und

Die wild tanzende, schreibende, explosive lebenslustige, die wie eine Kerze an zwei Enden verbrennend lebte liebte lachte

In einer Zeit lebend, die vom Aufbruch träumend, so fern scheint. Ist dieser romantische Idealismus, der am Realen des Sozialismus vergeht, heute ein Privileg Rilke lesender Jugend,
wenn es die überhaupt noch irgendwo in Nischen geben mag.

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nochmals duchamp


Gerade vor einigen Tagen über die Exposition Internationale du Surréalisme gelesen, diese 1200 ? Kohlensäcke, deren Reststaub auf die Besucher mit den Taschenlampen rieselte. Auf dem Boden Laub.

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Paul Boldt

Dieser Tag fand sich der Hinweis auf das schmale Oeuvre von Paul Boldt, der vergessenen expressionistischen Dichter aus der Zeit der Zehnerjahre des 20. Jahrhunderts.
Und in dieses Texten des bereits 1921 verstorbenen Dichters finden sich Körper wie Landschaften und die Liebe ist ein flächiges Gefühl

Mädchennacht

Der Mond ist warm, die Nacht ein Alkohol,
Der rasch erglühend mein Gehirn betrat,
Und deine Nacktheit weht wie der Passat
Trocknend ins Mark.

Du hast ein weißes Fleischkleid angezogen.
Mich hungert so – ich küsse deine Lippen.
Ich reiße dir die Brüste von den Rippen,
Wenn du nicht geil bist!

– Küsse sind Funken, elektrisches Lechzen
Kupferner Lippen, und die Körper knacken!
Mit einem Sprunge sitzt mein Kuß im Nacken
Und frißt dein Bäumen und dein erstes Ächzen.

Und als ich dir die weißen Knie und,
Dein Herz verlangend, allen Körper küßte,
Geriet mein Schröpfkopf unter deine Brüste;
Da drängte sich das Herz an meinen Mund.

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Fragen an Bilder, die dich fragend ansehen, schwarz

Letzte Bilder, sagt mir der Titel der Ausstellung, letzte Bilder von Ad Reinhardt. Gesehen im Jahr 2010 im Josef-Albers-Museum in Bottrop. Diese unglaublich verletzlichen Oberflächen, eine leichte Berührung würde die schwarzen quadratischen Flächen zerstören. Wobei das Wort Schwarz es nicht trifft, in der fast nicht zu differenzierenden Dunkelheit findet sich immer ein kaum erkennbarer Farbstich. Ein Negativ zu verfärbter Weißwäsche sozusagen. In strenger geometrischer, konkreter Form.

„Kunst ist Kunst, und alles andere ist alles andere“ – sagt Reinhardt im Jahre 1962 und dieses Axiom negiert die Konstruktion von Bedeutung, verweigert jede Narration.

Die Bilder, die keine Bilder sein wollen, bleiben im Auge des Betrachters kleben, wie blinde Flecken. Vom Auge ins Gehirn, ins Gedächtnis, in die Erinnerung.

Und während ich aus em Fenster schaue und einige Vögel sich lautstark bewerben höre, da kommen mir in der untergehenden Sonne diese Bilder vor Augen.

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Für C.

Wenn meine Finger vom Papier
gleiten
fallen
auf deine Haut
aufgefangen

Wenn meine Feder müde ist im
schreiben
geben
Blut deine Finger
weitergehen

Lass mich ein in dein Blau.
Du
dich
mir
uns.

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Christina

wie leicht, wie schwer, wie blau, wie weich,
gibt es ein schönes wort für ewigkeit in ewigkeit,
ein l-wort, ein wort das sich stimmlos in haut spricht.
ich zaudere und ward durch dich verzaubert:
in einen kleiderbügel.
Hannibal Chew hat deine blauen augen noch in der hand, während ich schon deinen hals küssen darf.
liebst du mich?

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Fast berührt

Einen Moment waren meine Gedanken ganz nah, in einer Intensität die unauflöslich schien. Dann eine Konfusion.
Wenn alles unklar ist, nimmt man das eigene Gefühl als Orientierung. Das ist Liebe. Verworren, aber glücklich. Wenn ich sie denn endlich in die Arme schließen kann.
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