Es gibt von F.C. Delius das Buch „Der Held und sein Wetter“, sein Dissertation in welcher er die Funktion des Wetters im poetischen Realismus untersucht. In der Zuspitzung dramatischer Situationen voller Tragik braucht es immer Regen und die Hollywoodfilme haben dieses Stilmittel aufgegriffen.
Wie wirkt es sich auf die Kunstbetrachtung aus, wenn man vom Regen getrieben auf der Biennale von Pavillon zu Pavillon läuft, die Außentemperatur auf 8°C gesunken ist und durch die Gebäude der Wind pfeift. Und das Glück, wenn man einen geheizten Ausstellungsraum betritt, sofort gefallen mir die Bilder und ich verweile, genauer betrachtend und mich aufwärmend. So geschehen beim Äthiopischen Pavillon im Palazzo Bollani. Dort werden Arbeiten von Tesfaye Urgessa gezeigt, die mich ob der Umstände ihrer Betrachtung und der Qualität der Malerei überzeugt haben.
Tesfaye Urgessa wurde 1983 in Adddis Abeba geboren, studierte zunächst an der Kunsthochschule in Addis Abeba bei Tadesse Mesfin und danach in Stuttgart an der Staatlichen Akademie der Künste bei Cordula Güdemann. Das Bilder zeigen die Einflüsse äthiopischer Ikonographie und neoexpressionistischer Malweise. Dargestellte Personen blicken den Betrachter meist frontal an, ziehen ihn so in das Bild. Die Raumperspektive wird aufgebrochen, häusliche Szenen, ein Tisch, eine schreibende Figur, ein Kind wird präsentiert, Körper sind verschlungen, auffallend oft sind nackte Füße und auch Beine zu sehen, das ganze in gebrochenen Farben mit einigen auffälligen Farbakzenten. Was deutlich zu sehen ist, Urgessa überarbeitet seine Bilder immer wieder, die verschiedenen Farbschichten sind gut zu erkennen, mal sind es Details, mal ganze Flächen, die neu bearbeitet wurden. Es lohnt sich immer wieder Details in Blick zu nehmen, sie geben manchmal direkt den Hinweis zur Interpretation der Arbeiten, die schreibende Hand im mittleren Bild wird so zum Movens der gesamten Bilderzählung, um nur ein Beispiel zu geben.